Während des Schulbetriebes in den 70er Jahren war es üblich, dass noch vor Unterrichtsbeginn eine hl. Messe war, die sogenannte Schülermesse.
Vier junge Schüler waren an diesem Morgen als Messdienergruppe an der Reihe. Sie waren erst vor kurzem zur heiligen Kommunion gekommen und noch recht neue Messdiener. Es galt schon früh in der Sakristei zu sein, um noch vor dem Eintreffen des Pastors die Messvorbereitungen zu treffen. Einer der Messdiener hatte schon großen Hunger, denn es war ja noch früh am Tag, da die Schülermesse schon um 7:00 Uhr begann.
“Ich habe noch nicht gefrühstückt heute Morgen“, sagte einer der Messdiener, „jetzt habe ich Hunger, wie ist dass mit euch?“ Schnell öffnete er die Tüte mit den Hostien und verteilte je eine gute Hand voll an seine Kollegen, die diese bereitwillig verspeisten.
„Auf die trockenen Hostien bekomme ich jetzt aber ganz schön Durst. Oh, hier steht ja schon der Messwein“, lachte er.
„Du kannst doch nicht von dem Messwein trinken, dass merken doch die Küsterin und der Liliö“, sagte erschrocken der Heiner.
Doch der Einwand half nichts, da der durstige Messdiener die Flasche mit dem Messwein schon in einem Zuge halb leer trank. Um die Tat zu verschleiern, hielt er die Weinflasche unter den Wasserhahn und füllte den fehlende Wein dann sorgfältig mit Wasser auf.
„So“, sagte der Messdiener, der den großen Durst entwickelt hatte, „jetzt merkt das keiner mehr“, und stellte den Messwein wieder an seinen Platz.
Schon kam die Küsterin herein und begann alles vorzurichten. Gleich darauf kam der Pastor Liliö und die heilige Messe begann.
Während der Kommunion wechselte der Messdiener, der mit Hostien und Wein gefrühstückt hatte, leicht die Farbe im Gesicht, wurde kreidebleich, und man sah ihm sichtlich an, ihm war speiübel. Nach kurzem Wanken nach vorn und nach hinten, wurde er dann ohnmächtig und kippte vor dem Altar um.
Die Aufregung in der Kirche war groß. Lecher`s Marie und Jule Maria waren die ersten am Ort des Geschehens. „Ei Junge, was ist denn los“, rief Lecher“s Marie, während Jule Maria versuchte, den Messdiener mit leichten Schlägen auf die Wangen wieder aus der Ohnmacht zu erwecken. Die Messe war gestört und auch der Pastor kam zur Hilfe. Als dieser sich über seinen Messdiener beugte, stellte er mit Entsetzen und den Worten fest „ Der hat ja eine Fahne ; unerhört“.
Das Gespräch im Dorfe war groß und die Standpauken danach natürlich auch.
©Margareta Bouillon-Adams