„Entschuldigen Sie Herr Landrat, aber bei uns steht die Haustür den ganzen Tag auf und dann ist der Kleine halt einfach reingekommen. Er wollte Sie sicher mal persönlich ganz aus der Nähe sehen,“ saad dä Läscha. Dä klääne Buu ess schdolls rous gang, wail ää jò dämm Herr Lanndrad äbbes ganns Wischdijes aach noch off scheenem Hochdäidsch gesaad haad. Jaus hann die, die dä Lanndrad mòòl vonn Angesicht zu Angesicht sie`e wollde emma noch vòòarem Läscha sainem Hous gestann onn gewaad, wie dä klääne Buu dò komm ess. „Äisch hann medd dämm Lanndrad geschwäddsd“, saad dä klääne Buu. Dä allde Klein Pidd waa jò ä Nòòba vom Läscha onn haad aach bai dänne geschdann die jaus gewaad haare onn freed dä Klääne: „Wadd haschd dou dann zu dämm Herr Lanndrad gesaad?“ „Ai, äisch hann gesaad, Herr Lanndrad, dämm Läscha säi Flòggi hadd diea annd Audo gesaischd.“ Die Ääne muschde ganns schee lache, annare hann sich die Hand fòòad Moul gehall onn gesaad: Òò, jää.“ Dä allde Klein Pidd waa aach allsmòòl schallgisch onn konnd die Laid va|uuze onn hadd dämm klääne Buu off die Scholla geklobbd onn saad: „Jawoll, dadd haschde mòòl guud gemach.“ Onn dann harren gelachd. Vòwadd awwa dä Lanndrad gelacht haad, ess nedd iwwaliwwad. Villäischd wail ää kä Dammflossa Pladd vastann hadd onn dä Flòggi jò nedd kannd haad. [offgeschrief von Margret Bouillon-Adams, Dammflossa Pladd von Karl-Heinz Kaub] Der Besuch vom Landrat Diese Geschichte hier ist in der Zeit passiert, in der der Christian Lecher Ortsvorsteher war. Und das war er ja immerhin 20 Jahre. Wie ihr vielleicht noch wisst, hatte er ja auch einen Hund, der „Floggi“ hieß. So einen großen Schäferhund, der niemandem etwas getan hat. Jeder im Dorf kannte den Hund „Floggi“, weil er oft vor dem Hauseingang lag und sich sonnte. Eines guten Tages bekam der Lecher Besuch vom Landrat. Der Ortsvorsteher hatte ja alles von zu Hause aus geregelt, denn es gab kein extra Büro in einem Bürgerhaus oder so. So hat der Lecher auf den Landrat in seiner guten Stube gewartet. Natürlich war das ein Ereignis, der Landrat beim Lecher. Der ganze Oberste Ecken hat aufgepasst, wann endlich der Landrat eintreffen sollte. Endlich fuhr der Landrat mit seinem Fahrer in einem großen Auto vor. Der Lecher stand schon auf der Haustüre, um den Landrat zu begrüßen: „Guten Tag und herzlich willkommen Herr Landrat. Hatten Sie eine gute Fahrt hier nach Damflos?“ „Guten Tag Herr Lecher. Danke der Nachfrage. Ja, mein Fahrer hat mich gut hierher gebracht.“ „Ja, der Schnee liegt ja jetzt Anfang März nicht mehr so hoch und die Straßen sind besser frei als noch vor einer Woche. Komme Sie doch herein in meine warme Amtsstube.“ So gingen die zwei dann in die gute Stube, wo sie sich hinsetzten und sich unterhielten. Früher waren die Haustüren ja bei keinem abgesperrt, die waren immer auf. Wenn wirklich mal eine Haustür zu war, dann lag der Haustürschlüssel auf der Fensterbank und jeder wusste Bescheid und konnte mit dem Schlüssel aufsperren. Beim Lecher war die Haustüre auf und auf einmal kam da ein kleiner, pausbackiger Junge aus der Nachbarschaft ganz aufgeregt in die gute Stube gelaufen. Er hatte keine so deutliche Aussprache und ein wenig zwischen den Zähnen „geschlurpst“. Dann hat er auf Damfloser Platt gesagt: „Herr Landrat, dämm Läscha säi Flòggi hadd diea anned Audo gesaischd!“ Daraufhin hat der Landrat gesagt: „Das ist aber sehr nett von dir, dass du gekommen bist und mir das gesagt hast“. Dann lachte er. Auch der Lecher musste lachen. „Entschuldigen Sie Herr Landrat, aber bei uns steht die Haustür den ganzen Tag auf und dann ist der Kleine halt einfach reingekommen. Er wollte Sie sicher mal persönlich ganz aus der Nähe sehen“, sagte der Ortsvorsteher. Der Landrat lachte noch mal und dann widmeten sich die zwei wieder ihren Amtsgeschäften. Der kleine Junge ging stolz nach draußen, weil er ja dem Herrn Landrat etwas ganz Wichtiges auch noch auf seinem besten Hochdeutsch gesagt hatte. Draußen standen die, die den Landrat mal von Angesicht zu Angesicht sehen wollen immer noch vor dem Haus des Ortsvorstehers und warteten, als der kleine Junge dann kam. „Äisch hann medd dämm Lanndrad geschwäddsd“, sagte er stolz. Der alte Klein Pitt war ein Nachbar des Lechers und stand auch bei den Wartenden und sagte zu dem kleinen Jungen: „Was hast du denn zu dem Herrn Landrat gesagt?“ „Ai äisch hann gesaad, Herr Lanndrad, dämm Läscha säi Flòggi hadd diea anned Audo gesaischd!“ Einige mussten sehr lachen, andere hielten sich die Hand vor den Mund und sagten: „ Oh je“. Der alte Klein Pitt war auch manchmal ein Schalk und veräppelte gern die Leute, klopfte dem kleinen Jungen auf die Schulter und sagte: „Ja wohl, das hast du mal gut gemacht.“ Und dann lachte er. Wieso aber der Landrat gelacht hatte, ist nicht überliefert. Vielleicht weil er kein Damfloser Platt verstanden hat und den „Floggi“ ja nicht kannte?
©Margareta Bouillon-Adams